Sonntagskinder sind Glückskinder, heisst es im Volksmund. Wenn dieses Sprichwort tatsächlich seinen Wahrheitswert besitzt, so gehört Hermann Hofmann zu den ganz grossen Glückskindern, denn geboren wird er an einem besonderen Sonntag, nämlich am 25. Dezember 1920 in Ems GR, Schweiz. Ab 1928 lebt er ununterbrochen in Unterengstringen ZH. Nach einer Lehre als Flachmaler machte er sich 1942 selbständig.
Schon in den frühen Jugendjahren fühlt er sich von der Malerei stark angezogen. Den Drang nach dem Schöpferischen vergrössert und nährt in ihm die Nachbarschaft von Max Gubler. Und schon bald einmal beginnen die ersten Gehversuche als Kunstmaler.
Rasch merkt Hermann Hofmann, dass ihm in der theoretischen Ausbildung noch allerlei fehlt. Um diese Lücke auszufüllen, stürzt er sich, seine Freizeit restlos dazu verwendend, mit der ganzen Willenskraft und seinem Wissensdurst in das Selbststudium der Malerei und der Kunstgeschichte.
Er entschliesst sich, seine Bilder der breiteren Öffentlickeit vorzustellen, was an den jährlichen Austellungen «Zürich Land» erstmals 1946, und der WBK in Zürich erstmals 1947, geschieht. Es sind vor allem Stilleben und Landschaften, die einen starken impressionistischen Einschlag aufweisen.
Diese und die nachfolgenden Ausstellungen bringen dem Maler so grosse Erfolge, dass er sich entschliesst, sich immer mehr der Kunst zuzuwenden und die Berufstätigkeit einzuschränken und bald ganz aufzugeben. Der Entschluss dazu fällt ihm umso leichter, als er bei seiner liebenswürdingen Gattin Heidi grosse Unterstützung findet.
Die in dieser Schaffensperiode entstandenen Werke gehören der gegenständlichen Malerei an. Sie zeichnen sich durch harmonische Farbgebung aus und vermitteln eine derart starke, wohltuende Ruhe, dass der Betrachter sich kaum ihrer Faszination entziehen kann.
Der Durst nach dem Schöpferischen
Das Wesen dieser Art Malerei basiert im Prinzip auf Vorlagen, die in der Natur schon vorhanden sind, was sich in gewissem Sinne auf die volle Entfaltung der Kreativität des Malers einschränkend auswirkt. Diese Tatsache steht Hofmanns Durst nach dem Schöpferischen im Wege. So wendet er sich immer mehr der Welt zu, die er nur in den innersten Tiefen seiner Seele vorfindet und schafft Bilder, welchen keine Vorlagen in der Natur entsprechen. Sie sind zwar immer noch «Gegenstände», aber visionäre Gegenstände, die den Weg zum gänzlich Schöpferischen nicht mehr versperren.
In dieser abstrakten Malerei zeigt Hofmann eine märchenhafte Welt, eine Welt voller Geheimnisse, in welcher der Betrachter aus der trostlosen, dunkeln Umgebung in eine helle, hoffnugsvolle Zukunft hinausgeführt wird, oder er breitet farbenfrohe, sonnige «Landschaften» vor ihm aus.
Die Ausstellungen in Worb BE 1984, Klosters GR 1986 und Pfäffikon ZH 1987 sind vorwiegend mit Bildern dieser Richtung bestückt und bringen Erfolge, welche die erhofften Erwartungen des Malers übertreffen.
Die abstrakte Malerei Hofmanns zieht den Betrachter durch ihre Komposition, Farbgebung und zuweilen durch die eigenartige Verwendung des Malmaterials und der Maltechnik stark an. Um den tieferen Sinn seiner Werke zu erforschen, genügt nicht ein mehr oder weniger flüchtiger Blick auf sie; sie verlangen vom Betrachter, dass er sich länger vor ihnen aufhält, dass er in die Tiefen dieser inneren Märchenwelt hinabsteigt, dort verweilt und sich mit ihr intensiv, ja andächtig beschäftigt. So entsteht eine innere Bindung zwischem dem Bild und seinem Betrachter, der oft in der imaginären Welt des Künstlers ein Refugium findet. Und gerade darin liegt der wahre Wert seiner Bilder.
Die beträchtliche Anzahl Austellungen macht deutlich, wie fruchtbar und erfolgreich Hofmann ist. Und unwillkürlich stellt sich die Frage nach dem Grund seiner Erfolge. Zweifellos ist es ein Ergebnis vieler Faktoren, welche sich glückich in seiner Person zusammenfinden. Zu nennnen ist vor allem sein gut fundiertes Fachwissen, das er ständig durch Selbststudium vertieft; das unablässige Suchen und das immer wieder glückliche Finden eines eigenen Stils; und vor allem der unverhüllte, meisterhaft in Farben ausgedrückte Zustand seiner eigenen Seele: fröhlich, glücklich und immer hoffnungsvoll.
Hermann Hofmann stirbt 1996, zuhause, umgeben von seiner Familie.